Grafenreuth gehört zur inneren Fichtelgebirgshochfläche; es liegt am Südhang
der Hohen Warte (628m) im Dreieck zwischen Thiersheim, Arzberg und Marktredwitz.
Seit 1180 urkundlich faßbar, zählt das Dorf mit zu den geschichtlich frühesten
Ansiedlungen dieses Gebietes. Als Gründung durch die Grafen von Sulzbach
(vermutlich Berengar, + 1125) wurde Grafenreuth zum Stamsitz des Geschlechtes
der Herren von Gravenreuth, dem ältesten Rittergeschlecht im Arzberger Raum,
das bis 1739 in direkter Nachfolge auf dem Rittergut ansässig war. Das heute
noch blühende Geschlecht, die freiherrliche Familie von Gravenreuth, hat jetzt
seinen Sitz in Affing bei Augsburg. Gravenreuther haben sich u.a. hervorgetan
durch Stiftungen in Arzberg und in Bayreuth (dort das Graven-reuther-Stift von
1744 und die Stiftskirche in St. Georgen).
1817 wurde das Rittergut verkauft und aufgelassen. Es wurde dann bis 1834 in
mehrere Wohneinheiten zerlegt. Heute noch heißt im Dorf der ehemalige Schloßkomplex
"im Schloß", in dem bis 1904 auch die erste Grafenreuther Schule untergebracht war
und sich die Räume des Gemeindeamts befanden (das Wappen derer von Gravenreuth ziert
die Hauswand über der Eingangstüre: ein rechts gewendetes Einhorn auf blauem Grund).
Vom "Schloßbrunnen", der heute unter dem erneuerten Brunnenhaus wie ehedem plätschert,
holten alle Anwohner bis zum Bau der Wasserleitung ihr gesamtes Trink- und Brauchwasser.
Der einstige ummauerte Hofraum des Rittergutsbezirks wurde nach dem Verkauf im Jahre 1817
erst als allgemein erlaubte Durchfahrt geöffnet. Das Dort bekam damit neben der von Osten
heranführenden "Arzberger Gasse" nun anstelle der "Benkersgasse" die neue, heutige Zufahrt
von Westen her, in Leutenberg von der B 15, der "Porzellanstraße", abzweigend.
Das nördlich, oberhalb des Rittergutsbezirks gelegene bäuerliche Dorf entstand gleichzeitig
mit dem Rittergut als planmäßige Rodungssiedlung wie andere im ehemaligen Reichsland Eger.
Im Topographischen Atlas Bayern von 1968 ist Grafenreuth als typisches Beispiel eines
Waldhufendorfes aufgeführt. Den längsovalen Dorfanger umstanden in Hufeisenform ursprünglich
8 Höfe, deren Acker sich hinter den Anwesen in fächerförmiger Verbreiterung hangaufwärts ziehen.
Diese Anordnung der "Zelchäcker" aus der ersten Rodungsflur hat sich bis heute erhalten, denn
auch die Flurbereinigung - 1970 abgeschlossen - ließ, abgesehen von der Wiederzusammenlegung
einst infolge Höfeteilung schachbrett- oder streifentörmig aufgeteilter Zelchen, diese
Flurstruktur im wesentlichen unverändert.Den nördlichen Abschluß dieser Wadhufenflur
bildet der Höhenrücken des Wartberges.
Auszüge aus dem Artikel "Grafenreuth - 51.Ortsgruppe des Fichtelgebirgvereins", erschienen im "Siebenstern".
Autor: Gerhard Drescher